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1. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. uncounted

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Vorwort. Bei der Abfassung des vorliegenden Merkchens sind folgende Grundsätze maßgebend gewesen: 1. Wie beim biblischen Geschichtsunterricht bedürfen die Kinder auch beim Unterrichte in der vaterländischen Geschichte eines Hülssbuches zur Wiederholung und Befestigung des Lernstoffes, zumal da dieses Unterrichtsfach unter den sogenannten Realien das einzige ist, welches außer dem lebendigen Worte des Lehrers nennenswerte Unterrichtsmittel entbehrt. 2. Die vaterländische Geschichte ist nicht bloße Kriegsgeschichte, sondern der Werdeprozeß der staatlichen und gesellschaftlichen Formen, sowie der Bildungs- und Erwerbsverhältnisse unsers Volkslebens. Daher wurde die Kulturgeschichte auf Kosten der Kriegsgeschichte bevorzugt, wobei besonders aus die Entwicklung des Bürger- und Bauernstandes Rücksicht genommen wurde. 3. Die verdienstvolle und unvergleichliche Thätigkeit der Hohen-zollern in dem kulturgeschichtlichen Entwicklungsgänge des preußischen und deutschen Volkes ist gemäß der Allerhöchsten Kundgebung betreffend den Geschichtsunterricht in besonderer Weise beleuchtet. 4. Die beigefügten Fragen sollen als mündliche und schriftliche Aufgaben zur Wiederholung und Verknüpfung des Stoffes dienen. 5. Von dem Notwendigen konnte nur das Notwendigste genommen werden, einerseits um den Preis des Werkchens möglichst niedrig zu stellen, andererseits, um den individuellen Ansichten des Lehrers bezüglich der Erweiterung und Abgrenzung des Stoffes freien Spielraum zu lassen. Für mehrklassige Schulen ist eine Einteilung des Stoffes in konzentrische Kreise in der Weise erfolgt, daß die für die untere Stufe bestimmten Bilder bezw. Abschnitte derselben durch ein beigedrucktes * bezeichnet sind. Die für diese Stufe notwendige Kürzung und Äbrundung der Stoffe bleibt dem Lehrer überlassen. Die Verfasser.

2. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 1

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
*1. Die alten Deutschen. Das Land. Deutschland hatte vor 2000 Jahren ein anderes Aussehn als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte, fruchtbare Felder und belebte Straßen erblicken, war damals ein einziger großer Urwald, welcher nur von Sümpfen unterbrochen wurde. Mühsam bahnt sich der Wanderer seinen Weg durch den deutschen Wald, in dem uralte Eichen, Buchen und Birken mit ihren Zweigen den Boden beschatten. Nur spärlich vermögen die Sonnenstrahlen das dichte Laubdach zu durchdringen. Daher ist die Waldluft feucht und kühl. Rauhe Winde und kalte Nebel durchziehen das Land. Die Schlupfwinkel des Waldes gewähren wilden Tieren einen trefflichen Aufenthaltsort. Hier hausen Wölfe, Bären, Elenüere und Auerochsen. Gestalt und Kleidung. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, waren von hohem Wuchs und starkem Körperbau. Die Haut war weiß, das Haar blond, und stolz blickten ihre blauen Augen. Um ihre Schultern trugen sie die Felle erbeuteter Jagdtiere, oder sie bewaffneten sich mit künstlichen Rüstungen aus Eisen. Später kamen auch leinene Gewänder in Gebrauch, welche die deutschen Frauen geschickt zu weben verstanden. Wohnung. Das Zusammenleben in Städten war den Deutschen verhaßt. Ein jeder ließ sich da nieder, wo es ihm am besten gefiel. Die Hütten waren aus Baumstämmen und Lehm gebaut, die Wände weiß getüncht oder mit einer bunten Erdart bemalt, die Dächer mit Stroh gedeckt. Unter dem Hause befand sich der Vorratskeller. Um das Haus herum lag der Hofraum und das zum Hanse gehörige Land. Werkzeuge und Waffen. Die Werkzeuge und Waffen verfertigten die Deutschen in ältester Zeit aus Stein, später aus Eisen. Schon früh entstand daher die Schmiedekunst. Aus der Schmiede kamen die Ackergerätschaften (welche?) und die Kriegswaffen. Die furchtbarste Waffe der Deutschen war der Wurfspeer, mit dem sie aus weiter Ferne ihren Feind sicher treffen konnten. Auch Schwerter. Äxte, Bogen und Pfeile wurden im Kampfe gebraucht. Zum Schutze gegen den Angriff der Feinde diente ein aus Weiden geflochtener Schild. Außer mit dem Helme bedeckten die Deutschen ihr Haupt auch wohl mit der Kopfhaut Wischmeyer u. Stork, Geschichtsbilder. \

3. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 3

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
der ohne den Anführer aus der Schlacht zurückkehrte. Leider hatten unsere Vorfahren neben den guten auch schlechte Eigenschaften. Gar leicht waren sie unmäßig im Trinken des Bieres und Metes, auch waren sie dem Würfelspiel leidenschaftlich ergeben. Dabei setzten sie, wenn schon Hab und Gut verspielt war, sogar Leben und Freiheit als Preis ein. Religion. Die alten Deutschen waren Heiden, denn den wahren Gott kannten sie nicht. Sie dachten sich daher ihre Götter, deren oberster Wodan war, auch Allvater genannt. Er ist einäugig, trägt einen goldgesäumten Wolkenhut und einen blauen Mantel. (Was bedeutet das?) Er thront in seiner Himmelsburg, der Walhalla, wohin auch die im Kampfe gefallenen Helden von den Schlachtenjungfrauen , den Walküren, getragen werden. Dem Wodan ist der Mittwoch heilig. Seine beiden Söhne sind Zin, der Schlachtengott, dem der Dienstag heilig ist, und Thor, der Gott des Gewitters, nach dem der Donnerstag benannt ist. Aus seinem roten Barte bläst er die Blitze auf die Erde und fährt mit einem Gespann von Böcken durch die Wolken. Die Göttin der Erde ist Hertha. Sie spendet dem Lande Fruchtbarkeit, und Segen strömt von ihr auf Haus und Herd. Tempel und Götterbilder kannten die Deutschen nicht. Sie verehrten ihre Götter in heiligen Hainen unter freiem Himmel. Ein solcher Götterhain lag am Herthasee auf der Insel Rügen, auf dem Harz und dem Teutoburger Walde. Hier waren auch die Opferstätten, an denen meist Eber und weiße Rosse den Göttern dargebracht wurden. Das Fleisch der Opfertiere wurde gebraten und als Opfermahlzeit verzehrt. Die Hauptfeste feierten die Deutschen beim Wechsel der Jahreszeiten. Mit dem Beginn des Frühlings fiel das Fest der Göttin Ostara zusammen, von der unser Osterfest den Namen erhalten hat. Im Herbst feierten die Deutschen ihr Erntefest und im Dezember das Julfest. Als sie das Christentum angenommen hatten, trat an Stelle des Julsestes das Weihnachtsfest, an Stelle des Frühlingsfestes das Osterfest. Gemeindeverfassung. Die Gemeinde setzte sich zusammen aus mehreren Freien, deren Hose an einander grenzten. Die Gemeindeglieder hatten außer dem eigenen Besitztum noch einen gemeinschaftlichen Grundbesitz, das Almand (allen Mannen gehörig). Dasselbe bestand aus Wiese und Wald und konnte von jedem Gemeindeangehörigen beliebig benutzt werden. Zur Verteidigung ihres Eigentums gegen Feinde schlossen mehrere Gemeinden ein Schutzbündnis. Eine solche Vereinigung nannte man Gaugenosfenschaft. Die Vorsteher der Gaue hießen Gaugrafen. (Gras = der Graue, Alte.) Im Frieden war der Graf 1*

4. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 4

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
4 Richter des Gaues, im Kriege führte er die Gaugenossen gegen den Feind. Die Entscheidung über alle wichtigen Angelegenheiten lag in den Händen der Freien des Volkes. Diese kamen zur Zeit des Neumondes au einem heiligen Orte, der Dingstätte, zusammen, um hier über das Gemeindewohl zu verhandeln (dingen). War ein Krieg beschlossen, so wurde der Heerbann aufgeboten, d. h. alle freien Männer wurden durch Hörnerklang zu den Waffen gerufen und wählten zu ihrem Oberfeldherrn den Herzog. Vergleiche das Land der alten Deutschen mit dem jetzigen Deutschland! Welche Gewerbszweige waren den Deutschen schon bekannt? Wozu benutzten sie dieselben? Womit beschäftigten sich die deutschen Männer außerdem? Was trieben die deutschen Frauen? Welches Ziel verfolgte man bei der Erziehung der Jugend? Nenne Tugenden und Laster der Deutschen! Wie gestaltete sich die Gottesverehrunz bei den Deutschen? Was ist von der Gemeindeverfassung der Deutschen zu sagen? 2. Freiheitskämpfe der Deutschen gegen die Römer. Drusus. Das mächtigste Volk des Altertums waren die Römer. Zur Zeit Christi hatten sie fast alle damals bekannten Völker der Erde unter ihre Herrschaft gebracht. Nur die Deutschen waren noch frei. Zu ihrer Unterwerfung schickte der Kaiser Augustus seinen Stiefsohn Drusus an den Rhein. Siegreich drang dieser bis zur Elbe vor und unterwarf den Westen Deutschlands dem römischen Reiche. Aus den befestigten Römerlagern (Kastellen), welche er in den unterworfenen Ländern anlegte, sind die ersten deutschen Städte entstanden, z. B. Coblenz, Mainz, Trier, Straßburg, Augsburg u. a. Als er im Begriff stand, die Elbe zu überschreiten, trat ihm, wie die Sage erzählt, eine Priesterin der Deutschen von übermenschlicher Größe entgegen und sprach: „Wohin? Unersättlicher! Kehre um, denn schon bist du am Ziele deiner Thaten und Tage." Erschrocken kehrte er um. Aus dem Rückwege stürzte er mit dem Pferde und starb infolge des Sturzes. (Simrock: Drusus' Tod.) * Varus. Später schickte Augustus seinen Feldherrn Varus in die von Drusus eroberten Gebiete als Statthalter, um sie an des

5. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 5

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Kaisers Statt zu verwalten. Varus ging nun darauf aus, anstatt deutscher Sitten und deutscher Sprache römische Sitte und Sprache einzuführen. Die alte Gaueinteilung des Landes und das alte Gerichtswesen wurden aufgehoben. An Stelle des Gaugrafen trat der römische Richter, welcher den Deutschen in römischer Sprache Recht sprach. Der deutschen Sitte entgegen legte Varus dem Lande Steuern auf, und mit Ingrimm sahen die Deutschen, wie freie Männer bei Vergehen mit Ruten gepeitscht und mit Beilen hingerichtet wurden. Damit die Deutschen sich nicht gemeinsam gegen ihn empörten, säte er Zwietracht unter sie, indem er einzelne vorzog und mit Geschenken überhäufte, andere dagegen zurücksetzte. * Hermann. Diese Bedrückung des Vaterlandes erfüllte Hermann, den Fürsten der Cherusker, welche in der Umgegend des Harzes wohnten, mit tiefem Schmerze. Er war in seiner Jugend in Rom gewesen und hatte die römische Kriegskunst und Sprache erlernt, war aber in seinem Herzen deutsch geblieben. Sein Wunsch war, die deutschen Stämme zu vereinigen und den gemeinsamen Feind aus dem Lande zu vertreiben. Daher berief er mehrere Fürsten heimlich zusammen und verabredete mit ihnen, das römische Joch mit vereinten Kräften abzuschütteln. Um aber die Übermacht der Römer mit Erfolg bekämpfen zu können, benutzte Hermann eine Kriegslist. Zunächst suchte er das Vertrauen des Varus zu gewinnen. Er stellte sich nämlich, als sei er römisch gesinnt und ihm treu ergeben. Obwohl Varus vor ihm gewarnt wurde, so machte er ihn doch zu seinem Ratgebet und Vertrauten. * Die Hermannsschlacht. (9 n. Chr.) Plötzlich erhielt Varus die Kunde, ein deutscher Volksstamm an der Ems habe sich empört. Diese Empörung war auf Hermanns Veranlassung nur zu dem Zwecke geschehen, damit Varus mit seinem Heere tief in den unwegsamen und sumpfigen Urwald gelockt würde. Sofort brach denn auch Varus auf, um die Empörer zu züchtigen. Auch Hermann befand sich in der Begleitung des römischen Statthalters. Der Marsch durch die deutschen Wälder war für die Römer sehr beschwerlich. Nur mit. Mühe konnten sie sich mit Äxten und Schwertern einen Weg durch das Dickicht bahnen. Ein unaufhörlicher Regen strömte vom Himmel und machte den Boden so grundlos, daß sie mit ihren schweren Rüstungen kaum vom Fleck kommen konnten. Da plötzlich erschallt im Waldesdunkel das Waffengeklirr der Deutschen. Von allen Seiten wird das Römerheer angegriffen, Pfeile und Wurfspeere fliegen ans dem Dickicht, alsdann stürzen die Deutschen von den Höhen herab zum Handgemenge mit den entsetzten Römern. Endlich gelangt Varus unter fortwährenden Angriffen der Deutschen aus dem Gebirge des Teutoburger Waldes in die südlich von demselben

6. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 6

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
6 gelegene Ebene. Hier aber wartet seiner schon das Hauptheer der Feinde. Kampfesmutig stürzen sie sich auf die vom Marsche ermüdeten Römer und erringen bald einen vollständigen Sieg. Das stolze Römerheer wird gänzlich vernichtet. Die dem Tode durchs Schwert entfliehen, werden in die Gefangenschaft geschleppt oder kommen in den Einöden des deutschen Urwaldes um. Varus, der die Niederlage seines Heeres nicht überleben mag, stürzt sich in sein eigenes Schwert. * Die Folgen der Schlacht. Die Niederlage der Römer verbreitete Furcht und Schrecken in Rom. Als der Kaiser Augustus die Trauerbotschaft vernahm, zerriß er in höchstem Schmerze sein Gewand und rief aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" In kurzem, so glaubten die Römer, würden die Deutschen als Feinde vor den Thoren Roms stehen. Diese aber dachten nicht an Eroberungen, sondern begnügten sich damit, ihre Freiheit wieder errungen zu haben. Hermann, dem Befreier Deutschlands, hat Ernst von Bändel auf der Groteuburg, einem Berge des Teutoburger Waldes, ein Denkmal errichtet, welches im Jahre 1875 in Gegenwart des Kaisers Wilhelm I. enthüllt worden ist. ___________ Welcher Teil Deutschlands wurde durch Drusus unterworfen? Welchen Ursprung haben die ältesten deutschen Städte? Durch welche Mittel suchte Varus das deutsche Volk römisch zu machen? Welche List wandte Hermann zur Befreiung seines Vaterlandes an? Warum konnten die Römer nur durch diese List überwunden werden? Wie hat man Hermanns Andenken in unserer Zeit geehrt? Wie wird Hermanns Andenken in dem Liede: „Ich hab mich ergeben" geehrt? 3. Die Völkerwanderung. Die Wohnsitze der Teutschen vor der Völkerwanderung. Im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt bildeten sich unter den Deutschen größere Völkerbündnisse, welche sich in Sprache und Sitten von einander unterschieden. Die Goten wanderten aus Skandinavien über die Ostsee nach der jetzigen Provinz Preußen und zogen später von da aus weiter nach den Küsten des schwarzen Meeres. Sie teilten sich in Westgoten und Ostgoten. Im Mittelpunkte Deutschlands wohnten die Thüringer. Ihr Gebiet reichte nördlich bis über den Harz, östlich bis zur Saale und südlich bis zur Donau. In der norddeutschen Tiefebene zwischen Rhein und Elbe waren die Wohnsitze der Sachsen und

7. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 7

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
7 nördlich von ihnen an der Küste der Nordsee finden wir die Friesen. In Holland und dem nördlichen Teile der Rheinprovinz wohnten die Franken, zwischen Schwarzwald und Vogesen die Alemannen und im südlichen Frankreich die Burgunder. Die Hunnen. Im Jahre 375 nach Christi Geburt drang von Asien her ein wildes Reitervolk in Europa ein, vertrieb die Völker aus ihren Wohnsitzen und gab so den Anstoß zur Völkerwanderung. Dieses Volk waren die Hunnen. Ihr Körper war klein und häßlich, der Kopf dick, ihr Gesicht von tiefen Einschnitten entstellt, welche sie sich beibrachten, um den Bartwuchs zu verhindern. Die Augen waren schiefliegend, die Nase Platt und die Beine infolge des fortwährenden Reitens krumm. Kleidung, Nahrung. Ebenso abstoßend wie ihre Körpergestalt war auch ihre Kleidung. Sie bestand aus Hosen von Bocksfellen und Kitteln von Mausefellen. Da die Hunnen die Kochkunst nicht kannten, so legten sie das rohe Fleisch unter die Sättel ihrer Pferde, um es mürbe zu reiten. Außerdem nährten sie sich von wildwachsenden Wurzeln und Gewürm. Lebensweise. Ohne Heimat, ohne Haus und Herd, schweiften die Hunnen von einem Ort zum andern, die Männer auf ihren kleinen Pferden, die Weiber und Kinder auf Wagen. Raub und Mord bezeichneten den Weg, den sie nahmen, und blühende Gegenden machten sie zu traurigen Einöden. Alarich. Nachdem die Hunnen schon mehrere Völker unterworfen hatten, fielen sie in das Reich der Westgoten ein. Diese verließen ihre Heimat und wandten sich um Schutz und Hülfe an die Römer, welche ihnen Aufnahme gewährten und Wohnsitze an der Donau anwiesen. Als aber die Römer treulos an den Goten handelten, wählten diese den jungen Alarich zu ihrem Könige und unternahmen unter seiner Führung einen Rachezug nach Italien und belagerten Rom. Die Römer schickten Gesandte in das Lager Alarichs, welche den König zu erschrecken suchten, indem sie stolz hinwiesen auf die Stärke und Menge ihrer Truppen. Er aber erwiederte: „Je dichter das Gras, um so besser das Mähen." Als nun die Gesandten zuletzt demütig fragten: „Was, o König, willst du uns lassen," antwortete er: „Das Leben." Durch Zahlung eines hohen Lösegeldes gelang es den Römern, Alarich noch einmal zu bewegen, der Stadt die Freiheit zu schenken. Im nächsten Jahre aber kehrte er schon wieder zurück und zwang Rom zur Übergabe. Zum ersten Male mußte die einstige Beherrscherin der Welt einen Deutschen als ihren Herrn anerkennen. Alarich blieb nur wenige Tage in Rom, dann zog er mit den Westgoten nach dem Süden Italiens. Hier ereilte ihn ein früher Tod. Der Sage nach begruben ihn die

8. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 11

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
11 5. Chlodwig und die Merowinger. Taufe. Von den deutschen Stämmen, welche an der Völkerwanderung teilnahmen, gelangten die Franken zur höchsten Macht und Blüte. (Wo wohnten sie?) Im fünften Jahrhundert vereinigte Chlodwig die verschiedenen Stämme der Franken unter seiner Herrschaft und wurde so der Gründer des Frankenreiches. Während viele andere deutsche Stämme durch Berührung mit den Römern das Christentum bereits angenommen hatten, lebten die Franken und ihr König noch im finstern Heidentume. Vergebens suchte Chlodwigs Gemahlin, Chlotilde, eine burgundische Königstochter, den König zu überreden, das Christentum anzunehmen. Endlich sollte ihr Wunsch aber doch in Erfüllung gehen. Chlodwig kämpfte gegen die Alemannen (Wo wohnten sie?) und traf mit ihnen in der Schlacht bei Zülpich zusammen. Schon wankten die Franken, da richtete Chlodwig sein Gebet an Christus und gelobte, ein Christ zu werden, wenn er ihm den Sieg schenke. Wirklich wandte sich das Glück, und die Alemannen wurden von den Franken in die Flucht geschlagen. Chlodwig hielt sein Gelübde und ließ sich laufen. Mit ihm nahm das ganze Volk der Franken das Christentum an. (Simrock: Die Schlacht bei Zülpich.) Aber, obwohl ihn der Papst den allerchristlichsten König nannte, so änderte sich seine Gesinnung durch die Taufe nicht im geringsten. Nach wie vor blieb er ein grausamer Tyrann, dem es nur darauf ankam, seine Herrschaft zu vergrößern. Um sich zum alleinigen Beherrscher der Franken zu machen, schaffte er alle seine Verwandten, die ihm dabei im Wege standen, durch Mord aus dem Wege. Nachdem er das ganze Frankenreich unterjocht hatte, unterwarf er durch glückliche Eroberungskriege auch die benachbarten Reiche, so daß sein Reich bei seinem Tode den westlichen Teil Deutschlands und den größten Teil Frankreichs umfaßte. Tas Lehnswesen. Nach deutschem Rechte galt der König als alleiniger Herr von Grund und Boden des eroberten Landes. Auch Chlodwig Betrachtete sich als Besitzer der von ihm eroberten Länder. Da er nun aber die weiten Acker und Felder nicht allein bebauen konnte, so verloste er einen Teil des Grund und Bodens an die Getreuen seines Gefolges, welche dadurch freie Eigentümer wurden. Den andern Teil des bebauten Landes behielt der König als fein Eigentum und überließ dasselbe zur Verwaltung und Nutznießung den Treuesten und Vornehmsten seines Heeres. Ein solches vom Könige verliehenes Gut nannte man Lehen und die Verleihung Belehnung. Der Belehnte hieß Lehnsmann oder Vasall, der König Lehnsherr.

9. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 12

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
12 Die Merowinger und die Hausmeier. Chlodwigs Nachkommen, nach ihrem Stammvater Merowinger genannt, glichen ihrem Ahnherrn'zwar in ihrer Grausamkeit und Mordsucht, hatten aber keineswegs seine Tapferkeit geerbt. Unter ihnen hätte das mächtige Frankenreich zerfallen müssen, wenn es nicht eine so kräftige Stütze an den obersten Ministern der Könige, Hausmeier genannt, gesunden hätte. Je weniger sich die fränkischen Herrscher um ihr Land bekümmerten, um so größer wurde die Macht der Hausmeier. Einer von ihnen, Karl Marteh (Hammer), rettete sogar das Frankenreich durch den Sieg bei Poitiers vor dem Einfalle der Araber. Durch diesen Sieg wuchs das Ansehn und die Macht der Hausmeier so sehr, daß Karls Sohn, Pipin der Kurze, es wagte, der königlichen Macht auch die königliche Würde hinzuzufügen. Er entsetzte den letzten merowingischen König des Thrones und machte sich zum Könige der Franken. Welches Volk gelangte m der Völkerwanderung zur größten Macht? Wie wurde der Frankenfürst und das Frankenvolk Christen? Was versteht man unter Belehnung? Wie kam es, daß die Herrschaft aus den Händen der Merowinger in die Hände der Hausmeier überging? *6. Bonifarius (gest. 755), Jugend. Siebenhundert Jahre nach Christi Geburt waren die meisten unserer Vorfahren noch Heiden. Um jene Zeit aber kamen fromme Männer aus England herüber, um ihren Stammesbrüdern das Evangelium zu predigen. Von diesen Glaubensboten hat Winfried, später Bonifacius, d. i. Wohlthäter, genannt, am meisten für die Ausbreitung des Christentums in Deutschland gethan. Er stammte aus einer vornehmen englischen Familie. Sein Vater bestimmte ihn zum Staatsdienste und hoffte, seinem Sohne dereinst eine angesehene und glänzende Stellung zu verschaffen. Aber in dem Knaben erwachte frühzeitig der Wunsch, Geistlicher zu werden und den Heiden das Evangelium zu predigen. Endlich erlaubte der Vater seinem Sohne, ins Kloster zu gehn, um sich auf den Beruf eines Geistlichen vorzubereiten. Missionsreisen. Als Winfried zum Priester geweiht war, fuhr er über die Nordsee zu den Friesen. Aber der Friesenkönig Radbod war ein erbitterter Feind der neuen Lehre, daher hatte die Predigt Winfrieds keinen Erfolg. Er wandte sich daher nach Hessen und entfaltete hier eine reichgesegnete Wirksamkeit. Bei dem Dorfe Geismar

10. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 13

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
13 fand er einst eine uralte Eiche, die dem Donnergotts Thor geweiht war. Bonifacius sprach zu den versammelten Heiden: „Jetzt will ich euch zeigen, daß eure Götter nichts sind," und begann, die Eiche umzuhauen. Voll Entsetzen sahen die Heiden zu und glaubten jeden Augenblick, ein Blitzstrahl des Donnergottes werde den Frevler treffen. Aber die Eiche stürzte krachend zu Boden, und Bonifacius stand noch unverletzt da. Da erkannten die Heiden die Ohnmacht ihrer Götter, glaubten und ließen sich taufen. Aus dem Holze der Eiche baute Bonifacius eine Kapelle. Darauf durchzog er predigend das ganze Hessenland und Thüringen und gründete überall Kirchen und Klöster. Der Papst ernannte ihn für feine Verdienste zum Erzbischof über das ganze christliche Deutschland mit dem Sitze in Mainz. Tod. Im hohen Alter von 73 Jahren zog Bonifacius noch einmal zu den Friesen. Seine Predigt hatte diesmal besseren Erfolg. Am Psingstmorgen erwartete er die Neubekehrten, um ihnen seinen Segen zu erteilen. Aber statt ihrer erschien ein Haufe wilder Heiden. Seine Gefährten wollten sich zur Wehr setzen, aber Bonifacius sprach: „Lastet ab vom Kampfe! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht mögen töten. Hoffet aus Gott, er wird eure Seelen erretten!" Das Evangelienbuch über dem Haupte emporhebend, fiel er unter den Streichen der Mörder und mit ihm seine Begleiter. Sein Leichnam wurde später in das von ihm gegründete Kloster Fulda gebracht. Im Jahre 1855 wurde dem Apostel der Deutschen in Fulda ein Denkmal errichtet. Klöster. Wie Bonifacius, so gründeten auch andere Missionare in Deutschland zahlreiche Klöster. Die berühmtesten Klöster waren in St. Gallen, Fulda, Corvey. Die Klöster haben in Deutschland viel Segen gestiftet. Sumpfige oder dürre Gegenden schufen die Mönche in blühendes Ackerland um, Arme wurden von ihnen reichlich unterstützt, Reisenden gewährten sie gastliche Herberge. Durch das Bücherabschreiben und durch Jugendunterricht sorgten die Mönche außerdem für die Verbreitung der Bildung und der Wissenschaften. Welchem Volke hat Deutschland seine Bekehrung großenteils zu verdanken? In welchen Ländern hat Bonifacius das Evangelium verkündigt? Wo hatte seine Predigt Erfolg, wo nicht? Welcher Segen ist von den Klöstern ausgegangen?
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